Sich wieder auf sich selbst zu besinnen, die Kraft aufzubringen, mit Anderen über die eigenen Gefühle zu reden, und sich sicher zu sein, dass daraus keine negativen Folgen erwachsen, Freude am Leben und seiner Umwelt wieder zu finden, das Hier und Jetzt neu zu bewerten, Licht am Ende des Tunnels zu erkennen; dies sind einige Erfahrungen, die sich aus Monaten therapeutischer Behandlung ergeben können.

Kreativ gegen Depression

Früher hörte man sehr häufig, „der gehört doch in die Klapse“ oder „der muss ins Irrenhaus“.
Heute ist Stigmatisierung in der Regel nicht mehr so plump. Formulierungen, wie „reiß dich einfach mal zusammen“ oder „wir waren alle mal traurig, hab dich nicht so“, „dass vergeht schon wieder, du musst nur wollen“ gehören heute zu Alltag für Betroffene, um Stigmatisierung zu erfahren.

Was bedeutet Stigmatisierung für die Betroffenen?

Stigmatisierung bedeutet immer Ausgrenzung, Unverständnis und Ablehnung für die Betroffenen. Alle Betroffenen klagen darüber, dass Freundschaften zerbrechen, weil die Vielzahl sozialer Aktivitäten nicht mehr realisierbar sind. Wer nicht von einer psychischen Erkrankung betroffen ist, kann sich kaum in den Prozess hineindenken, welcher im Kopf des Betroffenen abläuft.

Gibst es unbeabsichtigte Stigmatisierungen?

Ja, es gibt sehr viele Stigmatisierungen, welche aus dem Unverständnis psychischer Erkrankungen resultieren. Deshalb ist es wichtig auch über psychische Erkrankungen genau so offen reden und sich informieren zu können, wie über Krebs.

Wie kann jeder Einzelne zur Entstigmatisierung beitragen?

Lasst uns Depressionen als Krebs der Seele betrachten. Diese Aussage hat aufgerüttelt und viele Menschen zum Nachdenken angeregt. Medizinisch ist das alles andere als korrekt, aber ob ich nur eine einzige depressive Episode im Leben erfahre oder es trotz Therapie zu weiteren Episoden gar zur Chronifizierung kommt, kann man auch nach Jahren nicht vorhersagen. Aber wenn sich durch Therapien der Abstand der Episoden vergrößert, ist dies Lebensgewinn für den Betroffenen, genauso, wie eine Krebstherapie Lebensgewinn für diese Betroffene ist,

Frank Hartung